Hallo, ich
bins. Der kleine Ampfi. Wie ihr sicher schon am Namen erkennen könnt, bin ich
noch ein ganz junger Ampfer.
Später mal,
wenn ich groß bin, dann gehöre ich zur Familie der Stumpfblättrigen Ampfer. Zu
meinen Freunden gehören der Krause Ampfer, der Sauerampfer und noch viele mehr.
Uns geht es
richtig gut. Wir alle wachsen auf einer wunderbar sonnigen Wiese vom Bauern
Franz und blicken hinunter auf den Forggensee, die Berge und die
Königsschlösser.
Ab und zu
kommen die Kühe vom Bauern vorbei. Im Sommer sind die jeden Tag auf unserer
Weide und fressen sich satt. Ich muss zugeben, ich hab hin und wieder schon Muffensausen,
wenn sich eine Kuh mit ihrer langen Zunge zu mir hinunterbückt. Dann wird es ganz
finster und ich höre die Kaugeräusche der Kuh. Oh, ich kann euch sagen: Das ist
gruslig.
Von meinen
Eltern habe ich aber erfahren, dass ich mich aber nicht fürchten brauche. Die
Natur hat uns Ampfern eine Säure geschenkt, die in unseren Blättern versteckt
ist. Diese heißt Oxalsäure. Sie schmeckt
eklig, hat Papa gesagt. Das wissen die Kühe, und sie fressen in einem großen
Bogen um uns herum. Ach bin ich froh, dass das so ist.
Eigentlich
führe ich ein sorgenfreies Leben. Mit meiner langen Pfahlwurzel bohre ich mich
tief in den Boden, und ziehe aus den verschiedenen Bodenschichten die
Nährstoffe, die ich zum Wachsen brauche. Wenn es im Sommer mal so richtig
trocken ist, dann finde ich dort unten noch immer genug Wasser. Wenn die Gräser
um mich herum schon die Flügel hängen lassen, dann geht es mir noch prächtig.
Ich muss
allerdings zugeben, dass mein Leben auch Schattenseiten hat. Wenn der Bauer
Franz seine Kühe von der Weide holt, dann höre ich ihn oft vor sich hinmurmeln:
„Die Scheißblecken, die werden auch immer mehr!“
„Die Scheißblecken, die werden auch immer mehr!“
( Das Wort
Scheißblecke ist ein original Allgäuer Ausdruck und bedeutet: Ampfer)
Das gibt mir
dann zum Denken: Was der Bauer wohl vor hat? Meine Eltern hatten mal getuschelt:
„Wir Ampfer seien Platzräuber, und nehmen den Bauern wertvollen Platz für
Futtergräser weg. Auch sei unser Futterwert ganz gering. Deshalb sind wir
Ampfer wohl nicht so beliebt.“
Von meinem
Aussichtshügel konnte ich schon beobachten, wie andere Bauern mit Traktor,
Spritzfaß und langen Schläuchen auf den Wiesen herumgefahren sind, und meine
Kollegen besprüht haben. Die sind dann eingegangen, meine Kumpel.
Zum Glück
ist er Biobauer, unser Franz. Der macht so was nicht.
Er hat aber
eine andere Methode, der Franz. Der Franz ist ein schlaues Kerlchen. Der hat
sich viele ganz komische Gabeln gekauft. Die haben nur zwei Zinken und sind
ganz stabil. Aus der Ferne konnte ich sehen, wie er damit in den Boden sticht,
und die Ampfer heraushebelt.
Das scheint aber eine beschwerliche Arbeit zu sein, denn schon nach einer Stunde war Franz wieder verschwunden. Entweder hatte er Kreuzweh, oder einfach keine Lust mehr.
Das scheint aber eine beschwerliche Arbeit zu sein, denn schon nach einer Stunde war Franz wieder verschwunden. Entweder hatte er Kreuzweh, oder einfach keine Lust mehr.
Eines Tages
rückte Franz mit dem Traktor, einem Wagen und einer ganzen Schar voller Leute an. Der
Sprache nach waren das wohl seine Feriengäste. Eltern, Kinder, sogar eine Frau
mit Rollstuhl war dabei. Mir wurde ganz schummrig.
Das macht so richtig Spaß auf dem Bauernhof mitzuhelfen.
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Die lärmende Truppe ist an mir vorbeigezogen. Später, als es schon dämmerte, kam Irmi, die Bäuerin, und brachte den Gästen was zu Essen und zu Trinken. Die machten dann alle Picknick im Gras und brüsteten sich, wer denn nun die längste Ampfer- Wurzel aus dem Boden gezogen hat.
Ich war in
dem Moment einfach nur froh, dass die mich übersehen hatten.
Nun ja, der
Herbst ist vorüber, die Kühe sind im Stall, und der Bauer Franz denkt jetzt
auch nicht mehr an seine Ampfer. Vielleicht nächstes Jahr wieder.
Die Kinder sind stolz auf die längste Ampferwurzel |
Seid lieb
gegrüßt von mir,
Euer Ampfi
vom
Berghof Kinker
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